Aus der Chronik des Benediktinerklosters Arnoldstein und der Marktgemeinde Arnoldstein
Die Geschichte und Entwicklung Arnoldsteins ist eng verknüpft mit seiner Verkehrslage. Dort, wo die Bergzüge der Karawanken und Karnischen Alpen aneinanderstoßen, öffnet sich ein enges Tal, das "Tor zum Süden". Nicht ohne Grund hat dieser Ort den Namen "Thörl" erhalten. Schon seit Jahrtausenden wird dieser natürliche Verkehrsweg vom Donauraum zur Adria genutzt. Das bereits in der Antike besiedelte Arnoldstein lag an der Handelsstraße der Römer, zwischen Aquileja und Virunum. Relikte dieser Verbindung sind heute noch zwischen Thörl-Maglern und Gailitz erhalten. Ein weiterer Übergang, der Wurzenpass, stellt die direkte Verbindung ins slowenische Savetal dar.
Die besondere Verkehrssituation brachte dem Gebiet über die Jahrtausende aber auch viel Unruhe und Kampf. Auf die Zeit der Römer folgte die Epoche der Völkerwanderung. Viele Stämme und Völker benutzten auf ihrer Wanderung nach Süden die Senke von Arnoldstein-Tarvis. Weiters prägten Türkenkriege, Franzosenbesatzung, die Weltkriege und der Kärntner Abwehrkampf die Geschichte Arnoldsteins.
Eng verknüpft mit der günstigen Verkehrslage war auch die bauliche und wirtschaftliche Entwicklung der Orte in unserer Gemeinde. So entstanden langgezogene Ortsteile entlang der Straße mit einer Vielzahl von Angeboten für den Durchreisenden, wie Raststationen, Lokale, Pensionen, Tankstellen, Wechselstuben und Kreditinstitute, aber auch Einrichtungen für den Güterverkehr, wie zahlreiche Speditionen.
Seit 1986 ist die Hauptstraße durch den Bau der A2-Südautobahn entlastet. Die damit erreichte Verkehrsverlagerung gab den teilweise überforderten Ortschaften wieder Wohnqualität und machte sie für seine Bewohner diesbezüglich wieder lebenswerter. Negativ wirkte sich diese Verlagerung allerdings für viele Handels- und Gewerbebetriebe aus, die ihr Angebot auf den Durchreisenden abgestimmt hatten.
Jahre 1100 bis 1500
1106 | Schon bevor Bischof Otto 1. das Benediktinerkloster in Arnoldstein gründete, hat auf dem Felsen eine Burg gestanden, die auf ihren Stifter und Erbauer Arnold zurückgehen soll. Otto 1. ließ die Burg schleifen und auf deren Grundfeste das Kloster zu Arnoldstein errichten |
1169 | urkundliche Erwähnung der Kirche St. Andrä in Thörl-Maglern |
1284 | Vertrag mit dem Kloster in Moggio über die Errichtung eines steinernen Hauses zur Aufbewahrung der Feldfrüchte (zufolge mehrmaliger Plünderungen durch das Haus Ras-Finkenstein) |
1316 | erstmalige urkundliche Erwähnung der Pfarrkirche St. Lambert (ecclesia inferior) Arnoldstein |
1348 | Erdbeben und Dobratschabsturz sowie Ausbruch der Pest |
1368 | Einfall der Venezianer in Kärnten und wiederholte Plünderungen |
1391 | Inkorporation der Urpfarre St. Hermagoras durch den Patriarchen von Aquileia |
1476 | Türkeneinfall. Das Kloster und der Markt Arnoldstein werden ein Raub der Flammen |
1490 | Erbauung der Filialkirche St. Maria in Gailitz |
1492 | neuerlicher Türkeneinfall. Das Stiftsgebäude und die Ortschaft werden niedergebrannt |
1495 | Die Gebrüder Fugger erhalten die Genehmigung zur Errichtung einer Seigerhütte, Anlage eines Hüttenwerkes und anderer Gebäude |
Jahre 1501 bis 1800
1529 | Abt Benedikt lässt im Osten Arnoldsteins ein mächtiges Kreuz mit dem Corpus Christi aus dem Fels herausmeißeln. Das war der Beginn für die Errichtung der Kreuzkapelle |
1570 | Einstellung der industriellen Bleiverarbeitung und Verkauf der Fugger’schen Schmelzhütten |
1578 | In der Reformationszeit befinden sich zeitweise nur mehr drei Konventualen im Kloster |
1638 | Hexenprozess in Arnoldstein |
1642 | Das Dorf Arnoldstein, das Kloster und die Meierei werden durch einen Brand vernichtet |
1654 | In der Gegenreformationszeit hat der Abt Nonnosus ständig Schwierigkeiten mit den „windischen Bauern“ in Seltschach. In diese Zeit fällt auch die Errichtung des oberen Stockes der Kreuzkapelle und der Nonnosus-Keller |
1726 | wieder wird Arnoldstein von einer mächtigen Feuersbrunst heimgesucht |
1753 | beim Landgericht Straßfried findet der letzte Hexenprozess statt |
1768 | der kaiserliche Hof verbietet das Tragen der kurzen Gailtaler Tracht |
1783 | Aufhebung des Klosters unter Kaiser Josef II |
1797 | Durchmarsch der Franzosen durch unser Gebiet. Burg Straßfried wird zerstört |
Jahre 1801 bis 1900
1814 | Durchmarsch der Franzosen durch unser Gebiet. Burg Straßfried wird zerstört |
1835 | die öffentliche Schule in Thörl-Maglern wird gegründet |
1843 | Arnoldstein erhält das Recht, Vieh- und Gelegenheitsmärkte abzuhalten |
1850 | Kaiser Franz Josef I besucht auf seiner Reise von Triest kommend den Ort |
1856 | Grundsteinlegung für die Brücke über den Gailitzwildbach im Beisein von Kaiser Franz Josef I und Kaiserin Elisabeth |
1866 | bei einem Feuer in Pöckau werden 21 Wohn- und Wirtschaftsgebäude zerstört |
1873 | Fertigstellung der Bahnstrecke Villach-Tarvis für den Personen- und Güterverkehr |
1882 | Inbetriebnahme der Bleihütte in Gailitz durch die BBU (Bleiberger Bergwerks Union) |
1883 | Das Kloster wird durch einen Brand vernichtet und nicht wiederaufgebaut |
1884 | Neubau des Schulgebäudes in Thörl-Maglern |
1891 | verheerende Überschwemmung in Arnoldstein, Pöckau, Neuhaus und Gailitz |
1892 | Gründung der Sängerrunde Thörl-Maglern |
1894 | Fertigstellung der Gailtalbahn Arnoldstein-Hermagor. Gründung des MGV Almrausch |
Jahre 1901 bis 1970
1900 | die Raiffeisenkasse Arnoldstein wird ins Leben gerufen |
1910 | der Neubau der Volksschule Arnoldstein wird abgeschlossen |
1911 | das Elektrizitätswerk in der Schütt wird in Betrieb genommen |
1914 | 1. Weltkrieg: Einrichtung des Ortes Arnoldstein als Etappenstation für die k.k. Armee, Inverwendungnahme der Schulgebäude in Arnoldstein und Thörl-Maglern als Feldlazarette |
1917 | Am 13. Mai wird die gesamte Ortschaft Pöckau durch ein entsetzliches Großfeuer eingeäschert. Am 4. Juni besucht das österreichische Kaiserpaar, Kaiser Karl und Kaiserin Zita, die Brandstätten |
1919 | Im Zuge des Kärntner Abwehrkampfes kommt es am 6. Jänner auch in Arnoldstein zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die Gendarmeriewachtmeister Johann Hubmann und Philipp Mörtl verlieren dabei ihr Leben |
1920 | Beginn des Ausbaues der öffentlichen Beleuchtung mit Hilfe elektrischer Energie |
1922 | Die Gemeinde wird zur Marktgemeinde erhoben |
1924 | Am 19. November 1924 werden die Ortschaften Ober- und Unterthörl, das südliche Pessendellach, einige Häuser der Ortschaft Maglern, Thörl-Greuth und Maglern-Greuth, nach sechsjähriger Besetzung durch Italien an Österreich rückgegliedert. |
1924/1925 | Der Hüttenbetrieb in Gailitz wird ausgebaut und erlebt in diesen Jahren seine erste Blütezeit |
1946 | Die BBU wird verstaatlicht |
1947 | Gretl Komposch gründet den Grenzlandchor Arnoldstein |
1949 | Gründung der BBU-Werksmusik |
1955 | Die Zinkhütte der BBU wird eröffnet |
1956 | Arnoldstein erhält das Recht zur Führung eines Gemeindewappens |
1960 | die Pfarrkirche St. Lambert, deren Fenster und ein Teil des Kirchendaches am 24. April 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurden, wird nach einem umfassenden Umbau und Vergrößerung wieder seiner Bestimmung übergeben |
1962 | Die neue Hauptschule öffnet ihre Pforten |
1964 | Der Schiclub Arnoldstein wird gegründet |
1966 | Neubau der VS St. Leonhard bei Siebenbrünn |
1967 | Verbreiterung der Wurzenpassbundesstraße als wichtige Verbindung in den Süden |
Jahre 1971 bis 2000
1974 | Die Bergbahnen Dreiländerecke gehen mit einer Doppelsesselbahn in Betrieb. Die Schroterzeugung im Schrotturm in Gailitz wird eingestellt |
1977 | In Riegersdorf wird das Feuerwehrhaus Arnoldstein-Ost seiner Bestimmung übergeben |
1980 | Im März wird erstmals die grenzüberschreitende SKI TOUR 3 und im September die Tour 3 – trotz „Eisernen Vorhangs“ – abgehalten |
1982 | Der Umbau der Bundesstraße im Ortsgebiet und der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke Amstetten – Tarvis im Abschnitt Neuhaus – Arnoldstein werden abgeschlossen |
1983 | Das Feuerwehrrüsthaus in Thörl-Maglern wird fertiggestellt |
1986 | Die A2 Südautobahn im Gemeindegebiet ist durchgehend fertig, der gesamte Durchzugsverkehr wird nun auf der Autobahn abgewickelt |
1989 | Das physische Ende der Blei- und Zinklagerstätten der BBU in Bleiberg zeichnet sich ab und aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten wird in der BBU der geordnete Rückzug aus der Bergbautätigkeit eingeleitet. Die BBU wird in Einzelgesellschaften zergliedert |
1990 | Der Großverschiebebahnhof Villach-Süd und das GUZ werden eröffnet |
1991 | Erhöhter weltwirtschaftlicher Konkurrenzdruck erzwingt die Schließung der Zinkelektrolyse. Die BBU wird liquidiert und durch die EURO NOVA Industrie- und Gewerbepark Dreiländereck GmbH ersetzt. |
1992 | Die Bergbahnen Dreiländereck werden aus dem Gemeindebereich ausgegliedert. Nach dem sogenannten Umweltskandal erfolgt die Sanierung der Altlasten am Industriestandort Gailitz mit Erdaustausch in den Hausgärten, Verlegung der Sportanlage und Reihenhausuntersuchungen auf Schwermetalle. Beginn der Revitalisierungsarbeiten auf der Klosterruine. |
1993 | Die Doppelsesselbahn auf das Dreiländereck wird durch eine Dreiersesselbahn ersetzt |
1994 | Der Freizeitpark Arnoldstein-Süd mit dem Waldparkstadion wird eröffnet |
1995 | Die denkmalgeschützte Gailitzbrücke wird saniert |
1997 | Der zweigleisige Ausbau Arnoldstein – Thörl-Maglern wird fertiggestellt |
1996 | Die Gemeinde gibt eine Absichtserklärung zur Olympiabewerbung 2006 ab |
1998 | Öffnung der Grenzen zu Italien durch Inkrafttreten des „Schengenabkommens“. Die Speditionen verlieren ihre Bedeutung und viele Arbeitsplätze gehen verloren |
1999 | In einer Volksbefragung sprechen sich 58 Prozent der Bevölkerung für die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage aus |
Jahre 2001 bis 2019
2001 | Das AIS-Gesundheitspflegeheim wird eröffnet und bietet Platz für bis zu 50 PfleglingeDas AIS-Gesundheitspflegeheim wird eröffnet und bietet Platz für bis zu 50 Pfleglinge |
2003 | Der Bau der Gendarmerieleitzentrale ist abgeschlossen |
2004 | Mit Mai geht die Müllverbrennungsanlage in den Probebetrieb, die Großwäscherei Salesianer wird in Betrieb genommen, die Bärenbrücke über die A2 Südautobahn, die die Lebensräume des Wildes unterbricht, wird ihrer Bestimmung übergeben. Die ehemaligen Gendarmarieräumlichkeiten werden durch die Gemeinde angekauft und zu einer modernen Bürgerservicestelle umgebaut. |
2005 | Der Internationale Radweg von Italien nach Österreich wird weitergebaut. Das Trilaterale Polizeikontaktbüro in Thörl-Maglern nimmt den Dienstbetrieb auf. Arnoldstein wird e5-Gemeinde. Bunkermuseum Wurzenpass wird eröffnet. Gemeindepartnerschaft mit Tarcento in Friaul-Julisch-Venezien wird unterzeichnet. Die Bürgerservicestelle im Gemeindeamt wird eröffnet |
2006 | Gründung der interkommunalen Plattform „Naturpark Dobratsch“, die VS Arnoldstein wird zur 1. Kärntner Naturparkschule Dobratsch ernannt |
2008 | Die Gemeindepartnerschaft mit Mieß und Schwarzenbach (Slo) wird unterzeichnet |
2010 | Das Vereinsheim des Schiclubs Arnoldstein im Talbereich der Bergbahnen wird fertiggestellt |
2011 | Inbetriebnahme des KELAG Kraftwerkes in Gailitz |
2012 | Beitritt zur Klima- und Energiemodellregion, die FF-Häuser Riegersdorf und Thörl-Maglern werden saniert, die Kreuzkapelle und die Neuhauser Kirche werden renoviert |
2013 | Die Nepomukbrücke über die Gail wird fertiggestellt |
2014 | Die Radwegverbindung Arnoldstein-Riegersdorf entlang der Bundesstraße wird fertiggestellt |
2015 | Felssturz an der Dobratsch Südwand mit ca. 35.000 m³ Gestein |
2016 | Die Volksschule Thörl-Maglern schließt ihre Pforten |
2017 | Die neue Orgel in der Pfarrkirche Arnoldstein wird eingeweiht |
2018 | Über eine 16 km lange Fernwärme-Transportleitung wird 50 % der benötigten Wärme von Arnoldstein nach Villach geliefert. Die Gailtaler Tracht wird in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen |
2019 | Prof. Gretl Komposch, Gründerin des Grenzlandchores, verstirbt im 97. Lebensjahr Nach einem Jahr Bauzeit wird das von den Gemeinden Finkenstein und Arnoldstein sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung durchgeführte Hochwasserschutzprojekt Fürnitzer Feistritzbach abgeschlossen. Das Gailkraftwerk Schütt wird mit einem Kostenaufwand von rund 25 Millionen Euro erneuert und saniert. Die Gailtalbahn Arnoldstein-Hermagor wird modernisiert, die 124 Jahre alte Gailbrücke wird durch eine 50 m lange und 7 m breite, rund 235 Tonnen schwere neue Brücke ersetzt. |
Jahre 2020 bis heute
2020 | Der Kindergarten „Triangel“ in St. Leonhard wird ausgebaut. Der im Rahmen eines LEADER-Projektes gemeinsam mit der Naturparschule Arnoldstein und den heimischen Imkern umgesetzte Bienenlehrpfad im Konventgarten wird fertiggestellt. Am Dach des neuen Abfallwirtschaftszentrums wird eine Photovoltaikanlage mit 100 KW Peak aufgebracht. |
2021 | Die weltweite Covid-19-Pandemie bringt auch Neuerungen in der Gemeindeverwaltung. So wird zukünftig der Parteienverkehr auf die Vormittagsstunden begrenzt, Beschlüsse der diversen Gremien können auch online erfolgen, ohne Zusammenkunft der politischen Vertreter. Die Schulen aber auch viele Betrieb stellen ihre Tätigkeiten auf home-schooling |